24. Sonntag im Jahreskreis (11. – 17. September),
Jahrgang A
(Time after Pentecost: Lectionary 24)

Einführung

Vergebung hat immer zwei Dimensionen: Sie geschieht zwischen Gott und Menschen, sowie zwischen Menschen untereinander. Dabei ist Gottes Vergebung Vorbild und Richtschnur. Weil seine Güte unendlich ist, sollen wir siebzigmal siebenmal vergeben und von Herzen. Andere zu richten scheint uns von Natur aus gegeben zu sein, zu vergeben müssen wir lernen. Doch wenn wir es wagen, kann unsere Geschichte überraschende Wendungen nehmen, wie einst bei Josef.

Psalm 103,(1-7)8-13

[Lobe den HERRN, meine Seele,

und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

Lobe den HERRN, meine Seele,

und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:

der dir alle deine Sünde vergibt

und heilet alle deine Gebrechen,

der dein Leben vom Verderben erlöst,

der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,

der deinen Mund fröhlich macht

und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht

allen, die Unrecht leiden.

Er hat seine Wege Mose wissen lassen,

die Kinder Israel sein Tun.]

Barmherzig und gnädig ist der HERR,

geduldig und von großer Güte.

Er wird nicht für immer hadern

noch ewig zornig bleiben.

Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden

und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.

Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,

lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

So fern der Morgen ist vom Abend,

lässt er unsre Übertretungen von uns sein.

Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,

so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

Tagesgebet

Gütiger Gott,

bei dir ist Vergebung,

in dir sind wir geborgen,

ungeschminkt und mit all unseren Schwächen

können wir zu dir kommen.

Danke, dass du uns annimmst

und Mut machst zu einem Leben

versöhnt mit uns, mit anderen und mit dir.

Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

Lesungen

1. Mose 50,15-21

Die Brüder Josefs aber fürchteten sich,
als ihr Vater gestorben war, und sprachen:
Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten,
die wir an ihm getan haben.
Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach:
So sollt ihr zu Josef sagen:
Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde,
dass sie so übel an dir getan haben.
Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters!
Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten.

Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen:
Siehe, wir sind deine Knechte.
Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!
Stehe ich denn an Gottes statt?
Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen,
aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist,
nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.
So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen.
Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.

Römer 14,1-12

Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen.
Der eine glaubt, er dürfe alles essen;
wer aber schwach ist, der isst kein Fleisch.
Wer isst, der verachte den nicht, der nicht isst;
und wer nicht isst, der richte den nicht, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest?
Er steht oder fällt seinem Herrn.
Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten.

Der eine hält einen Tag für höher als den andern;
der andere aber hält alle Tage für gleich.
Ein jeder sei in seiner Meinung gewiss.
Wer auf den Tag achtet, der tut's im Blick auf den Herrn;
wer isst, der isst im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott;
und wer nicht isst, der isst im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch.

Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber.
Leben wir, so leben wir dem Herrn;
sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden,
dass er über Tote und Lebende Herr sei.

Du aber, was richtest du deinen Bruder?
Oder du, was verachtest du deinen Bruder?
Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.
Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23):
»So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen,
und alle Zungen sollen Gott bekennen.«
So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

Matthäus 18,21-35

Da trat Petrus zu Jesus und fragte:
Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben?
Genügt es siebenmal?
Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir:
nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.

Darum gleicht das Himmelreich einem König,
der mit seinen Knechten abrechnen wollte.
Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht,
der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig.
Da er's nun nicht bezahlen konnte,
befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles,
was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen.
Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach:
Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.
Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht
und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch.

Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte,
der war ihm hundert Silbergroschen schuldig;
und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist!
Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach:
Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen.
Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis,
bis er bezahlt hätte, was er schuldig war.

Als aber seine Mitknechte das sahen,
wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor,
was sich begeben hatte.
Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm:
Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen,
weil du mich gebeten hast;
hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht,
wie ich mich über dich erbarmt habe?
Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern,
bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war.

So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun,
wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.

Fürbittengebet

Gütiger Gott,

mit Freundlichkeit kommst du uns entgegen.

Sieh deine Kirche gnädig an,

schenk ihr Worte, die die Müden aufrichten,

Worte, die Menschen freundlich einladen,

Worte, die Menschen erfahren lassen, dass du sie liebst.

Wir bitten dich...

... Herr, erhöre uns.

Erinnere uns, dass wir Schwestern und Brüder sind in dir,

dass du alle Menschen gleich geschaffen hast.

Das Diskriminierung und Ausgrenzung weichen

und alle Menschen einbezogen werden

und einen Platz finden zum Leben.

Wir bitten dich...

... Herr, erhöre uns.

Lass deinen Geist des Lebens wehen,

wo Menschen leiden,

wo Leib und Seele Hilfe brauchen,

wo Menschen keine Luft zum Atmen haben.

Wir bitten dich...

... Herr, erhöre uns.

Lass deine Nähe spürbar sein

für Kranke und Leidende,

für Menschen, die im Sterben liegen,

für Menschen, die die Freude am Leben verloren haben.

Wir bitten dich...

... Herr, erhöre uns.

Lass deine Kraft wirksam sein,

bei Menschen, die anderen Menschen begleiten,

bei denen, die Kinder großziehen,

bei denen, die treu und verlässlich ihren Dienst tun.

Wir bitten dich...

... Herr, erhöre uns.

In der Stille bitten wir für Menschen, denen wir deine Kraft und Nähe wünschen...

... Stille ...

Gott, wir vertrauen deiner Güte und Treue.

Nimm dich unserer Bitten an.

Eröffne du Leben, wo wir das Ende sehen,

schaffe Hoffnung, wo wir keine Möglichkeiten sehen.

Dir vertrauen wir uns an

jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Lesepredigten

Siehe 22. Sonntag nach Trinitatis, Reihe I.

Liedvorschläge (EG)

Eingangslied:

250 Ich lobe dich von ganzer Seele

289 Nun lob, mein Seel, den Herren

Wochenlied:

414 Laß mich, O Herr, in allen Dingen

417 Laß die Wurzel unsers Handelns Liebe sein

Predigtlied:

235 O Herr, nimm unsre Schuld

353 Jesus nimmt die Sünder an

Ausgangslied:

331 Großer Gott, wir loben dich

349 Ich freu mich in dem Herren

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
www.die-bibel.de
Revised Common Lectionary © 1992 Consultation on Common Texts. Used by permission.