Karfreitag, Jahrgang A
(Good Friday)
Einführung
Das Kreuz Christi steht im Zentrum des Karfreitags. Vielfach wird in der deutschen Tradition an diesem Tag Abendmahl gefeiert als Ausdruck des neuen Lebens, das aus dem Kreuz wächst. Das Kreuz wird von Ostern her zum Lebensbaum. Gleichwohl sind Trauer und Verlassenheit an diesem Tag spürbar, wie sie im Tagespsalm (Ps 22) zum Ausdruck kommen. Darum wird in der nordamerikanisch-lutherischen Tradition vielfach kein Abendmahl gefeiert.
Der Altar trägt keinen oder sehr nüchternen Schmuck. Manchmal „schmücken“ Dornenzweige den Altar in Erinnerung an die Dornenkrone Jesu.
Psalm 22
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Du aber bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volke.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
»Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus
und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«
Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;
du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,
du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
Gewaltige Stiere haben mich umgeben,
mächtige Büffel haben mich umringt.
Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf
wie ein brüllender und reißender Löwe.
Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, /
alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst;
mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, /
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
Denn Hunde haben mich umgeben, /
und der Bösen Rotte hat mich umringt;
sie haben meine Hände und Füße durchgraben.
Ich kann alle meine Knochen zählen;
sie aber schauen zu und sehen auf mich herab.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.
Aber du, HERR, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Errette meine Seele vom Schwert,
mein Leben von den Hunden!
Hilf mir aus dem Rachen des Löwen /
und vor den Hörnern wilder Stiere –
du hast mich erhört!
Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,
ich will dich in der Gemeinde rühmen:
Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet;
ehret ihn, ihr alle vom Hause Jakob, und vor ihm scheuet euch, ihr alle vom Hause Israel!
Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht
das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen;
und als er zu ihm schrie, hörte er's.
Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,
ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; /
und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen;
euer Herz soll ewiglich leben.
Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden
und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.
Denn des HERRN ist das Reich,
und er herrscht unter den Heiden.
Ihn allein werden anbeten alle,
die in der Erde schlafen; vor ihm werden die Knie beugen alle, /
die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.
Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen;
vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind.
Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen
dem Volk, das geboren wird. Denn er hat's getan.
Tagesgebet
Ewiger Gott,
wir gedenken des Leidens und des Sterbens deines Sohnes,
in seinem Kreuz wird alle Lieblosigkeit der Welt sichtbar.
Im Kreuz spiegeln sich Not und Unrecht dieser Welt,
an dem wir selbst so oft Anteil haben.
Wir hoffen, dass du, Gott, uns nicht verlässt.
Lass uns das Kreuz zum Zeichen des Lebens werden.
Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland. Amen.
Lesungen
Jesaja 52,13 – 53,12
Hebräer 10,16-25 oder Hebräer 4, 14-16. 5, 7-9
Johannes 18,1 –19, 42
Fürbittengebet
Nur wenige Menschen, Herr, sind dir bis ans Kreuz gefolgt
und haben auch unter dem Kreuz noch ausgehalten.
Lass uns solche Menschen sein,
die anderen beistehen in ihrer Not,
die nicht zulassen,
dass jemand allein gelassen ist
in seinen Schmerzen, seinem Leiden, seinem Tod.
Gib uns die Kraft, andere zu begleiten,
wenn ihr Weg schwer wird,
sie zu trösten, ihnen Mut zu geben.
Und lass uns Leute werden,
die gegen den gewaltsamen Tod protestieren, wo immer er uns begegnet,
die nicht Ja sagen zu dem vielfachen Sterben auf dieser Welt,
in den Kriegen der Völker, im Hunger und Elend so vieler Menschen,
oder auch hier bei uns auf den Straßen
und in den verborgenen Winkeln unserer Gesellschaft.
Und lass uns, Herr, auch selber Menschen finden,
wenn es dunkel um uns wird
und der Schatten des Kreuzes auf uns fällt.
Das bitten wir im Vertrauen auf deinen Geist,
der unserer Schwachheit aufhilft. Amen. --Stille. --
Lesepredigten
Siehe Karfreitag, Reihe I
Liedvorschläge (EG)
Eingangslied:
88 Jesu, deine Passion
76 O Mensch, bewein dein Sünde groß
Wochenlied:
83 Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
90 Ich grüße dich am Kreuzesstamm
Predigtlied:
85 O Haupt voll Blut und Wunden
97 Holz auf Jesu Schulter
Ausgangslied:
93 Nun gehören unsere Herzen
98 Korn das in die Erde
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart www.die-bibel.de
Revised Common Lectionary © 1992 Consultation on Common Texts. Used by permission.